Bedeutung der Biene für Natur und Umwelt


Die Befruchtung von Blüten erfolgt in der Regel durch Insekten. Die Pflanzen haben leuchtende Farben und angenehme Düfte nicht unbedingt um den Menschen zu gefallen. Nein, sie dienen dazu, möglichst viele Insekten durch diese "Wirtshausschilder" anzulocken. Meist ist der "Ausschank" des Blütennektars aber nicht am Eingang. Vielmehr muss das Insekt sich bis zur "hintersten Stube" durcharbeiten. Vorbei an vielen Staubbeuteln (Blütenpollen, männliche Samen) und Narbe (weiblicher Teil) zwängt man sich bis zum Grunde der Fruchtstände durch. Der Nektar wird dort genossen und ein Vorrat mitgenommen. Auf dem Hinausweg wird noch ein guter Happen von dem Blütenpollen in den "Rucksack" (die Höschen bei der Honigbiene) gepackt und den Daheimgebliebenen mitgebracht.  Die "Zeche" ist hier nicht geprellt. Ganz und gar nicht. Der "Gast" bringt immer etwas "Geld" mit. Der am Haarkleid des Insekts haftende Blütenpollen ist für die wartende weibliche Narbe pures "Gold", weil der eigene Samen noch nicht reif ist oder schon reif war (vor- bzw. nachweiblich, Verhinderung von Eigenbefruchtung). Außerdem wird der eigene Pollen wiederum zur nächsten Pflanze weitergetragen. Nun diese Pflanzen sind offensichtlich auf viele "einkehrende" Insekten angewiesen und dazu sind wahre "Kneipenbummler", wie die Honigbienen es sind, recht willkommen. Sie sichern den pflanzlichen Fortbestand und sorgen für eine - im wahrsten Sinne des Wortes - "florierende Wirtschaft" !

Erinnern Sie sich hier vielleicht an Ihren Biologie- oder Sachkundeunterricht? Dann können Sie eventuell nun Fragen, warum viele Blumen die Glockenform haben, wozu umständliche Konstruktionen  der Fruchtstände dienen, wieso Windblütler (Pflanzen, die nur durch den Wind bestäubt werden, z.B. Gräser) dagegen so unauffällig und karg sind, warum nach der Befruchtung Blütenblätter und sonstiges 'Zeug überflüssig werden und andere Ungereimtheiten besser beantworten. Eigentlich müssten in den Schulen bei den Blüten-Zeichnungen die Insekten bei der "Besamungsarbeit" abgebildet sein, damit die Pflanzenanatomie und die Verwobenheit mit der Insektenwelt klar wird.

Hat die Honigbiene bei der Blütenbestäubung nun eine besondere Bedeutung?

Ja, schon! - Hier einige Gesichtspunkte dazu:

- Die Blütenstetigkeit der Honigbiene ist schon mehrmals bewiesen worden. Allein die Honigbiene bleibt einer Blütenart treu, d.h. sie fliegt während des Sammelfluges auf die gleiche Blüte und lässt Blüten anderer Farbe und Art unangetastet, selbst wenn dadurch Umwege und  geringere Nektarmengen in Kauf genommen werden müssen. Warum macht sie das? Offensichtlich hat sich hier ein bemerkenswertes Verhalten bei der Honigbiene herausgezüchtet. Vielen Pflanzen ist bei der Bestäubung wichtig, daß der hergebrachte Pollen von der möglichst gleichen Art und Rasse abstammt. Somit werden die Nachteile einer Kreuzung vermieden. Das blütenstete Verhalten der Honigbiene kommt dem biologischen Verlangen dieser Pflanzen nach selektiver Befruchtung sehr entgegen! Sonst müssten sie die Windblütler-Strategie des Hinausschleuderns von Pollen-Unmengen (jeder Allergiker kann ein Lied davon singen) anwenden, um genügend geeignete Pollenkörner auf die passende Narbe zu bringen.

- Die Honigbiene hat durch die Fähigkeit, Pollen in größerem Umfang zu sammeln (vgl. Pollenhöschen), eine erhöhte Bestäubungsleistung gegenüber anderen Insekten. Klar, sie muss mehr Blüten anfliegen. Daheim wird er auch dringend für Brut benötigt (Eiweißquelle). Gerade der riesige Brutbestand im Frühjahr drängt natürlich nicht nur ein paar Bienen auszufliegen, sondern alle Abkömmlichen sind zum Nektar- und Pollensammeln unterwegs. Blüten mit höherwertigen Pollen werden dabei bevorzugt, die Nektarmenge ist dann zweitrangig.

- Die Honigbiene überwintert nicht als Einzelwesen (wie die meisten Insekten), sondern im Volk. Das gewährleistet, daß die ersten Blüten des Jahres auch ausreichend beflogen werden können. Während die übrigen Insekten im Sommer erst eine normale Stärke erreichen, kann das Bienenvolk sich durch den frühen Wachstumsschub schon mehrmals geteilt haben. Das kann nur durch eine frühe und mengenmäßig sehr große Sammelleistung erbracht werden. Das Volk im Winter mit ca. 20.000 Bienen kann im Sommer schon auf 50.000 bis 80.000 Bienen angewachsen sein, wobei aber noch vorher Brut- und Bienenentnahmen (Ableger) erfolgt sind. Für ein Glas Honig (500g) müssen Millionen von Blüten besucht wurden. Eine Konkurrenz mit den Wildbienenarten gibt es nicht.

- 80% der Blütenpflanzen werden durch Insekten bestäubt. Die Honigbiene nimmt den beachtlichen Anteil von 85% ein, bei Obst sogar bis zu 90% der Insektenbestäubung. Die Bestäubungsleistung sichert also die Nahrungsgrundlage für viele Tiere.

Zusätzlich wird auf eine wissenschaftliche Abhandlung zur Bestäubung des Schweizerischen Zentrums für Bienenforschung (pdf) und allgemeine Veröffentlichungen der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (pdf) und der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung an der Uni Marburg verwiesen.

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